Freitag, 25. September 2015

workaway in Israel - Salem Aleikum - Woche III

Lukas war insgesamt 5 Wochen über workaway in Israel. Die ersten zwei Wochen seines Erfahrungsberichts hatten wir schon gepostet, heute kommt Woche 3. Bei einem workaway-Aufenthalt arbeitet man 4 bis 5 Stunden täglich beim Gastgeber mit und bekommt dafür kostenlos Unterkunft und Verpflegung.

Fortsetzung von Woche II...

Um 6:05 ging es los mit dem Bus nach Tel Aviv. Ich hatte nur einen normalgroßen Rucksack mit dem Nötigsten dabei und es hat geradeso reingepasst. So war ich um halb 9 gut vorbereitet im schönen Tel Aviv angekommen und ich meine wirklich: schön! Nach kurzem Stopp in meinem Hostel bin ich sofort in die Badehosen gehüpft und zum Strand gelaufen.

Tel Aviv hat die Skyline von Frankfurt, den Beach aus Miami und die Geschäftigkeit aus London – wer hätte das gedacht? Und das Wasser war noch dazu echt erfrischend. Am Nachmittag habe ich noch Jaffa erkundet, das quasi zur gleichen Metropole gehört. Es ist eher der ruhigere, historische Gegenpart zum hippen Tel Aviv. Und ich hatte dort das beste Falafel meines Lebens! Spät abends ging die Hostelgemeinde feiern, erst in eine Bar und dann in einen Jazzclub – irgendwann um 4 war ich im Bett.

Noch etwas durcheinander machte ich mich am nächsten Tag auf ins Zentrum zu Fußgängerzonen und Märkten zwischen den Wolkenkratzern. Die Innenstadt kam sehr modern und gepflegt daher und war sehr lebendig. Nach einem Spaziergang in all dem Bunt stieg ich in den nächsten Bus nach Tiberias am See Genezareth, weit im Norden. Dort war ich zum Sonnenuntergang und es sollte eigentlich ein ruhiger Abend werden, um dann früh ins Bett zu gehen – aber die Überraschung lauerte schon hinter der ersten Tür. Eine Stunde später saß ich auf einmal in einem israelisch besetzten VW-Bus an den Jordan mit ohrenbetäubender Musik und Fahrtwind im Gesicht. Wir hatten Bier gekauft und waren nun unterwegs, um mitternachts in diesen Fluss zu springen. Das war ein herrliches, freies Gefühl und hat richtig Spaß gemacht!

Die Badeserie riss auch am nächsten Morgen nicht ab, als ich versuchte, auf dem See Genezareth zu laufen. Leider fehlte mir die entsprechende Heiligkeit. Am Mittag sagte ich mein Goodbye und reiste weiter nach Katsrin in den Golanhöhen, dem Auenland Israels: eine wirklich hübsche Landschaft mit viel, viel Grün. Hatte ich erst noch gedacht, ich würde mich diesmal einen Abend lang ausruhen, bekam ich eine halbe Stunde nach Ankunft schon wieder Schweißausbrüche – auf dem Fahrrad, 8km bergauf. Ich war mit Davíd aus Ecuador auf der Suche nach einem versteckten Tümpel in der Berglandschaft. Zwischendrin glaubte ich, vor Hitze und Anstrengung aufgeben zu müssen, aber es waren glücklicherweise nur noch 5 Minuten bis zum Paradies. Die Fahrräder einfach liegen lassend, kletterten wir die hohe Felswand zum Wasser hinunter, das schön eiskalt war. Sagenhaft!

Ich verbrachte noch einen Tag dort in den Bergen und machte mich um 9 Uhr auf, den Yehudia-Park zu durchqueren. 12 Kilometer und 9 Stunden ging es über Stock und Stein, mit Klettern und Balancieren, aber das war nicht alles: entlang des Flusslaufs kamen immer wieder Wasserfälle und natürliche Pools vor, die die eigentliche Belohnung für den schwierigen Trail waren. Wandern und ins klare Wasser springen, so ging es immer im Wechsel, war das toll! Am Ende trampte ich über drei Stationen zurück nach Katsrin.

Gut ausgeruht fuhr ich am nächsten Tag ins historische Akkon, das ich mir für ein paar Stunden ansah, bevor ich mit dem Zug nach Jisr-az-Zarqa reiste. Jisr ist das einzige arabische Dorf an der israelischen Küste und es ist ein Fischerdorf. Hier gab es tatsächlich ein winziges Hostel. Und hier traf ich zufällig Douglas aus Alabama wieder, der mein Vorgänger in Mitzpe Ramon gewesen war. Klein ist die Welt! In Jisr ist man plötzlich ganz woanders. Hier gab es keinen Sabbat und der Muezzin hielt einstündige Reden für das Dorf durch einen Lautsprecher. Allerdings gab es auch hier wieder einen tollen Strand.

Bevor ich am nächsten Tag wieder aufbrach, besuchte ich eine Weltstadt des alten Roms: Caesarea! Beeindruckend, wie viel man heute über diese Stadt weiß, obwohl sie dutzende Male zerstört wurde. Ähnlich erging es in der Vergangenheit meiner nächsten Station: das sagenumwobene Jerusalem! Ich erreichte den Busbahnhof spät am Freitag-/Sabbat-Abend und verbrachte ihn bei Livemusik an der Hostelbar mit meinen kanadisch-nordirisch-österreichischen ZimmerkameradInnen.

Weil am Samstag in der heiligen Stadt tote Hose ist, wollte ich einen Tagestrip nach Palästina machen und stieg früh morgens in den Arab-Bus von Ostjerusalem nach Ramallah. Nun ist dieser Ort vor allem aus den Nachrichten bekannt und davon meist aus den schlechten. Aber im Gegensatz zu seinem Image macht diese Stadt einiges her und hat ein aufregendes Zentrum. Neben dem überall spürbaren palästinensischen Nationalstolz, erschien mir die Bevölkerung zudem sehr modern und war echt schick gekleidet. Das verblüffend-normale Haupstadtflair mit einem Touch Palästina-Charme, das hatte etwas besonderes! Nach einigen Stunden in den Gassen Ramallahs war der Tag noch lang und so sah ich mich mal spontan am Sherut-Stand um.

Sheruts sind Sammeltaxis, die für wenig Geld losfahren, sobald sie voll sind. Ich setzte mich aus einer Laune heraus in einen alten Transporter nach Jericho und durfte während der Fahrt reichlich Fragen beantworten, warum ich mich denn in so eine einheimische Klapperkiste setzen würde. Aber so wollte ich das doch! ;) Jericho war für mich als Nicht-Bibel-Kenner relativ unspektakulär, denn überall hatte Jesus mal dies und mal das angefasst und man konnte es fotografieren.

Nebenbei ist es aber auch die älteste menschliche Siedlung der Geschichte, da sie seit Ende der Nomadenzeit dauerhaft Bestand hatte. Die Überreste davon konnte man sich in „Bergen“ (Jericho liegt heute auf ca. -200m u.d.M.) anschauen und mit einer Seilbahn rauffahren. Da oben gab es zwar auch wieder eine heilige Kirche, aber ich war eher wegen der Aussicht dort. Auf meiner Rückfahrt nach Jerusalem gab es dann noch etwas Chaos:  alle israelischen Busverbindungen waren gestrichen worden.

Im Gegensatz zu den anderen Touristen, die mich auf meinen Ratschlag hin offenbar für wahnsinnig hielten, nahm ich eben das nächste Sherut bis zur Grenze und passierte diese als Fußgänger – auch ein Erlebnis. Da gibt es immerhin eine richtig hohe und dicke Mauer und eine Anlage voll scharfer Waffen und hitziger Gemüter. Mit dem Bundesadler auf dem Pass durfte ich aber quasi durch die Kontrollen „schweben“.

Den nächsten Tag widmete ich ganz der heiligen Old City von Jerusalem. Für mich war beides interessant, die legendären Orte wie Grabeskirche, Klagemauer und Felsendom zu sehen, und echten religiösen Fanatismus zu erleben: Menschen spragen singend im Kreis, fielen in Ohnmacht, prügelten sich, bekamen Weinkrämpfe und küssten jede Fuge des heiligen Bodens. Auf dem Tempelberg  zwang man mich hingegen, einen grünen Rock anzuziehen, weil meine Hose angeblich zu kurz war. Dabei spazierten andere Shorts- und sogar Badehosenträger einfach so um die goldene Kuppel – naja. Die dritte Nacht in Jerusalem bestand wieder aus einem Pub Crawl mit den unterschiedlichsten Menschen und Geschichten.

An meinem letzten Reisetag besuchte ich das Tote Meer. Erst stieg ich in Ein Gedi aus, um den Naturpark mit seinen Wasserfällen und Quellen zu besichtigen, und traf dort zufällig Freunde aus Jerusalem wieder. Wenig später fuhren wir weiter nach E
in Bokek, ein russisch-dominierter Badeort am tiefsten Punkt der Erde. Auf diesem Wasser zu liegen, das Gefühl ist echt unbeschreiblich! Ein bisschen fühlt man sich wie ein Astronaut, weil man so seelenruhig auf dem glatten Meeresspiegel dahingleitet. Eine Fingerspitze davon an der Zunge ist allerdings auch schon genug, um jaulend unter die Dusche zu rennen.
Spät abends war ich wieder „zu Hause“, im Green Backpackers in Mitzpe Ramon. Es war eine unvergessliche Reise mit tollen Menschen, vielen Abenteuern und zahllosen Eindrücken. Und nun gehen die Abenteuer wieder im gewohntem Umfeld weiter. 


Davon demnächst wieder mehr!

Fortsetzung folgt...

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