Montag, 7. September 2015

weltwärts Südafrika Teil IV - Alles neu!

Lukas hat einen geförderten Freiwilligendienst über weltwärts in Südafrika gemacht und berichtet hier von seinen Erfahrungen.

Fortsetzung von Teil III...

Das Gefühl, man sei gerade erst angekommen, hält bis zur Abreise durchgehend vor. Die Zeit vergeht nämlich rasend schnell: zu Anfang zählt man immer mit, wie lange man schon „durchgehalten“ hat, aber sobald der Alltag einkehrt, kann man die Kalenderblätter immer gleich stapelweise abreißen, so schnell geht das.

Das ist vor allem dem Projekt geschuldet, in dem man arbeitet – und da komme ich zum wichtigsten Teil meines Freiwilligendienstes, den ich bisher noch gar nicht beschrieben habe: das Centre for Creative Education! So hieß meine Einsatzstelle. Das CCE ist die einzige private Ausbildungsstelle für Lehrer in Südafrika und folgt dabei einigen waldorfpädagogischen Ansätzen. Es betreut und unterstützt zudem rund 40 Kindergärten und eine Grundschule in den Townships von Cape Town. 

Und genau für diese Einrichtungen waren wir Freiwillige zuständig. Das war unsere Bestimmung: Kinder betreuen und den „Educares“ zu helfen. Die Einrichtungen variierten total in ihren Größen und Ausstattungen. Der größte Kindergarten brachte bis zu 300 Kinder unter und besaß ein großzügiges Gelände, der Kleinste war mit 15 Kindern randvoll und bestand nur aus einer Hütte. Die einen Kindergärten hatten Heizungen, Toiletten und Tische, in anderen benutzte man Eimer und aß auf dem Boden. Es war für jeden von uns also eine ganz persönliche Herausforderung.

Zusätzlich zu dieser Aufgabe arbeiteten wir einmal in der Woche am CCE direkt – entweder im Gemüsegarten, oder bei der Handarbeit. Hier stellten wir Spielzeuge her, oder ernteten frisches Gemüse für die Educares. Außerdem gab es noch den Sprachkurs in isiXhosa, eine Sprache von der Ostküste, die in den kapstädter Townships aber mehrheitlich gesprochen wird.


Bei so viel Beschäftigung kommt anfangs kaum zum Durchatmen, denn der Einstieg ist alles andere als leicht. Ich werde nie vergessen, wie ich zum ersten Mal in meinem Kindergarten (100 Kinder) stand und alle Kinder auf mich zugerannt sind. In diesem Educare hatte ich Vorgänger von der erst kurz zuvor abgereisten Generation – und die waren offenbar so beliebt, dass in mich große Hoffnung gesetzt wurde. Die Erzieherinnen waren nett zu mir, aber ich war in den ersten Tagen wirklich mehr als überfordert. Ich hatte noch nie zuvor etwas Vergleichbares gemacht und sollte nun eine Vorschulgruppe unterhalten – die kein Englisch verstand.

Das ist dieser Wurf ins kalte Wasser, von dem ich eingangs mal erzählt hatte. Nun musste ich schwimmen lernen und es wurde tatsächlich von Tag zu Tag besser, schon allein, weil ich die Tagesabläufe kannte und meine ersten paar Befehle bellen konnte: Thulani! (seid still), Hlalani phantsi! (setzt euch hin), Yeka! (hör auf) und so weiter. 
Heute kann ich mich auf isiXhosa sogar halbwegs verständigen und das ist für mich etwas sehr besonderes. Aber damals konnte ich es nicht und jeder Tag gehörte zu meinem Lernprozess. 

Abseits der Arbeit fand ich einen Tischtennisclub, wo ich meinem liebsten Hobby nachgehen konnte, und damit auch meine ersten sozialen Kontakte – das ging wirklich ganz von alleine. Natürlich wurden die Wochenenden auch immer darauf verwendet, die Gegend zu erkunden und Tatsache: nach einem Jahr war ich immer noch nicht fertig damit! Je nachdem wie genau man sucht, desto mehr gibt es eben zu entdecken! AUCH NOCH hinzu kommt „Sabantwana“: das war / ist ein Spendenprojekt von uns Freiwilligen selbst organisiert. Geld, das wir über diesen Topf gesammelt haben, konnte für Reperaturen, Anschaffungen oder auch Ausflüge in den Educares verwendet werden. Ich habe mich in diesem 8-köpfigen Team engagiert und war dafür zuständig, dass alle Projekte dokumentiert und auf der Homepage veröffentlicht wurden, damit unsere Spender auch die Ergebnisse ihrer Wohltat sehen konnten.

Zu meiner Arbeit und den anderen Beschäftigungen gibt es natürlich unglaublich viel zu erzählen. Ich habe den Kindergarten nach einiger Zeit auch mal wechseln müssen, was nicht leicht war. Aber das alles würde hier komplett den Rahmen sprengen. Wen es interessiert, der kann sich ja meinen Blog dazu ansehen: www.lukasweltwaerts.blogspot.de

Fortsetzung folgt...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen